In der Umkleidekabine der Größte

In diversen Artikel (u.a auf SPIEGELonline und kicker.de) ist heute von einem Eklat auf der gestrigen Pressekonferenz in München zu lesen, auf der Schweinsteiger unter anderem folgenden Satz von sich gegeben hatte, bevor er wütend schimpfend die PK verließ:

"Ich bin kein Chefchen. Ich bin lange genug dabei. Jeder hört in der Kabine auf das, was ich sage"

Vermutlich war ihm dabei gar nicht klar, wie ungewollt entlarvend dieser Satz war. Denn: Umkleidekabine, das ist Ringelpiez mit Anfassen, mehr nicht. Was wirklich zählt ist das, was auf dem Fußballplatz passiert. Wer darauf verweisen muss, dass in der Kabine alle auf einen hören, der ist allem Anschein nach noch sehr viel weniger als ein Chefchen! Was aber noch viel wichtiger ist: Ein Führungsspieler ist in erster Linie einer, der auf dem Platz voran geht, an dem sich andere orientieren und aufrichten können, wenns mal brenzlig wird. Denn nur wenn das der Fall ist, sind die Mitspieler auf dem Platz überhaupt dazu bereit, auf einen zu hören. Aber genau das war Schweinsteiger in dieser Saison nicht in der Lage zu leisten. Vermutlich reagiert er derzeit deshalb so dünnhäutig auf die Führungsspieler-Debatte. In Entscheidenden Situationen war Scheinsteiger in dieser Saison bestenfalls ein Mitläufer (beim entscheidenden Gegentor von Inter sogar im wörtlichen Sinne, als er über das halbe Spielfeld in respektvollem Abstand neben dem späteren Torschützen hergetrabt ist), häufig aber sogar derjenige, der die entscheidenden Fehler machte (man denke etwa an das Spiel gegen Wolfsburg).

Fazit: Wenn Schweinsteiger es schaffen sollte, seine Leistung auf dem Platz wieder auf einem höheren Niveau als in dieser Saison zu stabilisieren, dann ist er vielleicht irgendwann auch wieder ein Chefchen. Bis es soweit ist, bleibt er derjenige, der in der Umkleidekabine sagt, wo es lang geht...