13.12.2011 17:22
Mit erfolgreicher Jugendarbeit zum "Käufermarkt" Bundesliga
Timo Hildebrand und Rene Adler - zwei Schicksale von vielen, die einiges über die aktuelle Situation auf dem deutschen Spielermarkt aussagen...
Da ist zum einen Timo Hildebrand, der sich während seiner Zeit in Stuttgart zu einem der vielversprechendsten deutschen Torhüter entwickelte. Spätestens nach seinem neuen Bundesliga-Rekord von 884 Minuten ohne Gegentor schien es für alle nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der junge Torhüter die alternden Alphatiere Kahn und Lehmann als neue Nummer Eins im deutschen Tor ablösen würde. Entsprechend hoch pokerte Hildebrand bei den Verhandlungen um seinen neuen Vertrag beim VfB Stuttgart – zu hoch für den VfB, der schließlich aus den Verhandlungen ausstieg. Inzwischen hat Hildebrand eine wahre Odyssee hinter sich, die ihn zuletzt nach Schalke führte, wo er als Ersatz für den verletzten 23jährigen Stammtorhüter Fährmann geholt wurde, jedoch vom 21jährigen Talent Lars Unnerstall die Grenzen aufgezeigt bekam. Seither holt sich Hildebrand seine Spielpraxis in der Regionalligamannschaft Schalkes. Und der VfB? Dort wird Hildebrand schon lange nicht mehr nachgetrauert. Im Gegenteil, bis vor kurzem hatte man das Luxusproblem, mit Ulreich und Leno gleich zwei der besten jungen Torhüter Deutschlands unter Vertrag zu haben.
Da wäre zum anderen Rene Adler: Gemeinsam mit Manuel Neuer galt er als große deutsche Torhüter-Hoffnung und hatte für die Fußball-WM in Südafrika seinen Stammplatz im Deutschen Tor sicher. Dass Adler dann wegen einer Verletzung seine WM-Teilnahme absagen musste, schien seine glänzenden Perspektiven nicht drüben zu können. Wie Hildebrand hielt auch Adler seinen Verein Bayer Leverkusen bei den Vertragsverhandlungen hin, um sich seine Chance auf noch mehr Geld bei einem noch größeren Verein zu wahren. Wie Hildebrand hat sich auch Adler damit schwer verzockt, denn inzwischen hat Bayer Leverkusen das Riesentalent Leno langfristig verpflichtet. Dem einstigen Hoffnungsträger Rene Adler wird bereits jetzt in Leverkusen keine Träne mehr hinterher geweint...
Beide Beispiele zeigen, dass derzeit die Preise nicht mehr von den Spielern – den Anbietern - nach belieben diktiert werden können, sondern sich die Position der Bundesliga-Vereine – also der Käufer – deutlich verbessert hat. Der Grund ist ganz einfach: Es gibt ein viel größeres Angebot an jungen talentierten Spielern als dies noch vor Jahren der Fall war – und ein steigendes Angebot bei gleich bleibender Nachfrage (man braucht heute nicht mehr Spieler in der Bundesliga als vor zehn Jahren) führt zwangsläufig dazu, dass die Preise fallen.
Wie groß das Angebot an jungen Talenten im deutschsprachigen Raum inzwischen ist, zeigt auch die Tatsache, dass Bayern München erst kürzlich beschlossen hat, ihre Scouting-Aktivitäten in Südamerika einzustellen.
Das Geld, das die Vereine und der DFB in den letzten Jahren in eine effektivere Nachwuchsförderung investiert haben, zahlt sich also nicht nur sportlich aus, sondern auch finanziell: In Form einer besseren Verhandlungsposition bei den Vertragsverhandlungen (und damit in geringeren Spielergehälter) sowie in Form steigender Transfereinnahmen, da der deutsche Fußballer-Markt für ausländische Top-Vereine wieder deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Und auch die Fußballfans profitieren davon: Zum einen in einer höheren Anzahl deutscher Stammspielern in den Profimannschaften; zum anderen in einer deutlich attraktiveren Nationalmannschaft, die wie nie zuvor durch ihr attraktives Offensivspektakel für Furore sorgt.
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