27.06.2009 19:23
Endlich Matjeszeit!
Ein paar ganz besondere Leckerbissen dieses Mal!
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Endlich Matjeszeit! Das stand letztens bei Nordsee zu lesen und ich mag ja die Bratkartoffeln bei denen so gerne, deshalb weiß ich so was. Und so kann man auch mal einen Beitrag für seinen Blog starten, denn, liebe Leser, Sie haben es sicherlich schon gemerkt, „Endlich Matjeszeit“, das hat Effekt, das hat GLAM, da bleibt so leicht kein Auge trocken. Noch mehr zero-relevance-Kram gefällig?
1982 war das letzte Jahr für drei große britische Rock-Acts, in welchem sie noch einmal auf Albumlänge restlos überzeugen konnten, namentlich Queen, David Bowie und The Clash. Danach waren, wenn überhaupt, nur noch die Singles Weltklasse („Let’s Dance“, „Radio Ga Ga (*hüstel*)), die Alben entweder langweilig oder ein Overkill, der kein grandioser mehr war.
Und heute? Vorbei die Zeiten, in denen ein Album einfach rauskommen kann. Ich hab mich ja schon an anderer Stelle ausführlichst darüber ausgelassen, wie es m. E. um das Album heutzutage steht, wobei es da große Acts etwas einfacher haben: Sell less at a higher price!
Daher auch die Flut an Deluxe Editions und Limited Edition Boxsets, die auf uns niederprasseln. Diese Instant-Artefakte zeigen aber auch, dass Popmusik, will sie mehr sein als Wegwerfware, dies, gerade und nicht trotz der Digitaliserung, über ihr Format tut. Nicht selten stellt sich der Effekt ein, das das Produkt als Kunstobjekt nur noch das erreichen kann, was früher ein Tonträger nebst noch nicht mal soooo abenteuerlichen Artwork im Stande war: Wer überleben will, muss seinen eigenen Wert möglichst hoch ansetzen.
Dort, wo Kunst und Kommerz mal wieder eine höchst interessante Allianz eingegangen sind, ist im Hauser Danger Mouse. Der hat sich mit Sparklehorse eine genügend unbekannten Co-Writer ins Boot geholt, um die Zusammenarbeit mit Regieschwergewicht David Lynch umso mehr strahlen zu lassen. Cleverer Move. Und nicht nur das. Das Teil ist auf 5000 Stück limitiert, bewegt sich quantitativ also in dem Rahmen, von dem man ausgehen kann, dass man davon auch tatsächlich alle verkauft. Wäre bei einem normalen Release auch nicht anders gewesen. Und Herr Mouse kriegt sie alle. Dieses mal sogar auf einmal, denn was er und Sparklehorse alias Mark Linkous an Prominenz auf Dark Night of The Soul auffahren, stellt selbst das Gehudel beim Klitschko-Chagaev-Kampf in den Schatten. Und wofür? Für ein Album, das es nicht geben darf. Klingt paradox, ist aber mal wieder einem Rechtstreit mit dem Plattenlabel EMI geschuldet. Das ist so ein Rattenschwanz, den Danger Mouse einfach nicht abwerfen kann. Wir erinnern uns: Dieser beseelte Künstler trat seinerzeit ins Rampenlicht, da er das White Album der Beatles mit Jay-Zs Black Album vermengte und mit dem dann doch unerhört faden Titel Grey Album dem ganzen Bastard-Pop-Diskurs die Krone aufsetzte. Konsequenterweise folgte ein ewig langer Rechtsstreit über die Verlagsrechte dieses Meisterwerks, letztlich wurde die Datei im Netz freigegeben – aber war die da eh nicht schon unwiderruflich im Umlauf? Egal.
Dark Night of The Soul erzählt für sich schon eine Geschichte. Und zu dieser Geschichte hat David Lynch die ergänzenden Visuals in Form eines Fotobandes mit ausgesuchten Lyrics-Schnipseln entworfen, die dem Album beiliegen, nein, es umschließen. Ein Buch, das einen CD-Rohling beinhaltet. Hä? Ja! Das Internet wird hier wichtiger als man vermuten mag. Das Album darf es, wie oben kurz eingeworfen, nicht geben. Deshalb muss der geneigte Käufer die zufällig im Netz gelandeten Tracks auf den schon eigens dafür bedruckten Rohling packen. Fertig. Man könnte fast Strategie unterstellen, den Konsumenten hier so in den Entstehungsprozess einzubinden und ihn dafür noch den Umweg übers Internet nehmen zu lassen. Ein Schelm müsste man ein.
Jetzt hätte ich fast das Wichtigste vergessen. Die äußerst fluffige und schön kurzweilige Platte, die, ihrer Aufmachung verpflichtend, auch düstere Farben auf die Soundwand streicht, leistet sich zudem den Luxus, den auf dem Papier größten Namen noch nicht mal die absoluten Highlights einzuräumen. Julian Casablancas von The Strokes, Iggy Pop, Black Francis (The Pixies) und Nina Persson (The Cardigans) liefern gute Momente, die wirklich faszinierenden gehören aber Jason Lytle ( Ex-Grandaddy), Gruff Rhys (Super Furry Animals) und dem Underground-Folk-Barden Vic Chesnutt. Völlig überraschend singt auch David Lynch auf einem Track – und er schlägt sich wacker neben all diesen Hauptberuflern.
Die Geschichte um die Platte herum ist noch nicht zu Ende. Angeblich will man sich noch einigen und einen Weg finden, die Musik auf legalem Wege zugänglich zu machen. Aber ist es dann nicht eh schon egal, so wie damals beim Grey Album?
Kommt auf die dunkle Seite der Nacht!
Sagt: Baron v. Schuldenberg
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