26.04.2009 02:34
Kürbisköpfe
Man vergleicht ja so gerne. Letztens saß ich bei David Byrne in der Liederhalle in Stuttgart und kam um ein paar Gedanken einfach nicht herum.....
Ich muss etwas gestehen. Ich habe einige schlechte Angewohnheiten. Die schlimmste davon ist RedBull. Die zweitschlimmste sind schlechte Wortspiele. Ich muss das aber voranstellen, weil ich nicht drum herumkomme, David Byrne den „Kopf“ (sic!) der Talking Heads zu nennen.
Mit den Songs ebenjener für sieben Jahre coolsten Band der Welt (zum Vergleich: Oasis: 2 Jahre, Rolling Stones: 100 Jahre) reist David nämlich zur Zeit durch die Lande und führt diese und weitere Kollaborationen von ihm mit dem seit 30 Jahren coolsten Produzenten der Welt, Brian Eno, auf. Den Titel hat der Brian aber verloren, seitdem er Coldplay produziert hat, und die und ihren Dunstkreis darf man ja nicht cool finden. Das steht irgendwo geschrieben, hab ich mal gehört.
Ort der Veranstaltung war die Liederhalle in Stuttgart und ja, David Byrne führte die Songs auf. Das muss man so nennen, weil hier nicht ein paar Leute auf der Bühne standen und den Stiefel locker runterspielten, sondern jeder der Beteiligten ungefähr 10 Instrumente spielen können musste. Das galt auch für die Tänzer(!), die bei zwei Drittel der Songs das Gespielte choreographisch untermalten. Das mag zwar in Davids Augen ziemlich arty, avantgarde und newyorkig wirken, für einige der Besucher war das im besten Fall eine Revuenummer, für den Rest eher eine Anlehnung an einen Eurythmie-Grundkurs aus der Waldorfschule. Oder besser gesagt: Bei den schnellen Songs war’s ok, bei den langsamen nervte es. Dennoch: Das Erbe der Ex-Band wurde souverän verwaltet, auch die Hits wurden alle gespielt, selbstverständlich auch das unkaputtbare „Burning Down the House“, das ist zwar genau ein Album nach der Ära Eno/Talking Heads erschienen, aber erstens wollen wir hier nicht so kleinlich sein und zweitens wäre er ja schön blöd gewesen, den nicht zu spielen. Also mal ehrlich.
Und nun zu ´nem anderen (Dick-)Kopf (schlechte Wortspiele, liebe Leser, ich habe Sie gewarnt!)
Zwar noch nicht ganz in Axl Rose-mäßigen Sphären angelangt, aber auch fleißig dabei, den eigenen Ruf und den der Band zu ruinieren, ist Smashing Pumpkins äääähhh -Kopf Billy Corgan. Der meint ja auch, er verwaltet mal das Erbe seiner Band, aber das hat uns schon zwei ganz schlimme Alben (Machina, Zeitgeist) und tumbe, behäbige Soundschmierereien mit Muckern in weißen, wahrscheinlich vom Papst geklauten Gewändern, genannt Festivalgigs, beschert, bei denen man zum Glück noch alles auf die Beatsteaks schieben konnte, weil nach denen kein Stein mehr auf dem anderen geblieben war. Das muss die undankbarste Aufgabe gewesen sein, nach dieser Offenbarung auf die Bühne zu gehen (Rock am Ring 2007).
Unangenehme Situation für Kapitäne: Das Schiff als Letzter zu verlassen, wenn es schon untergegangen ist.
Aber er lässt sich nicht unterkriegen. Letztens wieder ein Ruf von ihm aus der Enklave für gelangweilte Rockstars. Da durfte man gleich das Echo in der Musikpresse lesen: „Billy Corgan hat ein ausführliches Statement auf der Homepage seiner Band The Smashing Pumpkins hinterlassen. Demnach hat er mit "some Friends" an den Arbeiten zu neuem Pumpkins Material begonnen und gibt zu, viele Fehler gemacht zu haben.“
Hat jemand wie er überhaupt noch Freunde? Weiß er selbst noch, wer er ist? Ist er etwa doch nicht unfehlbar (Papstkutten)? Anscheinend nicht, wenn man sich das hier mal zu Gemüte führt:
I appreciate that for many fans, the public part of my musical journey has often been quite confusing. (Die letzen beiden Alben? Ja!) I've tried to explain many times in both public and private venues that it's really not so different than a character on TV who embodies the role they are in. I don't think there is anything inauthentic about my play-acting within those created personas (zero, the whyte spider, the sad guy, the vampyre, etc) (Nee, authentischer geht es nicht!) and acting them out on the grand stage in front of the glare of whoever cares (Ja, wir langsam nicht mehr so). That to me IS what rock and roll is about. But many lack the sophistication to appreciate that just because I play a baby-faced killa upon the darkened stage that it doesn't come close to who I really am. I would point very gently to the diversity and complexity of my artistic work to give you some sense of who Billy Corgan really is (that is a joking 3rd person by the way). (Ach so, ja danke, hätten wir sonst gar nicht so gemerkt!) Part-alien, part-human, part-robot, part-star-crossed lover and part-mercury filled apparently if one was to read the songs in that way. I am a sensitive soul and I make no apologies for that. As Popeye said, "I yam who I yam". Or in my case maybe it's "I am who I ain't." ( Ich ist ein anderer, jajajaja….)
Der Originaltext ist ungefähr viermal so lang und ein post, der in Sachen verfehlter Ökonomie nahtlos an die megalomanischen Entwürfe von Rockmusik anknüpft, für die er seit Jahr und Tag steht. Absatz um Absatz stellt er andauernd die Smashing Pumpkins in den Vordergrund und es geht eigentlich immer nur um ihn. Meine Fresse, das nervt.
Tja, jetzt bin ich mit Billy auch schon am Ende. Ohne Pointe. Das tut auch mal gut. Alles für die Textökonomie!
Weiß hoffentlich auch in Zukunft, wann Schluss ist:
Baron v. Schuldenberg
Mit facebook teilen



29. April 2009 von Stephan
aber bitte nicht zu ökonomisch sein mit der Anzahl deiner Beiträge - mehr ist manchmal einfach mehr... ;)